
Brauereisterben: Traditionshäuser kämpfen ums Überleben
Deutschlands Brauereilandschaft gerät massiv unter Druck. Erstmals seit Jahrzehnten sinkt die Zahl der Brauereien deutlich. In den letzten fünf Jahren schlossen 93 Braustätten ihre Pforten, sodass nur noch 1.459 aktive Brauereien bestehen. Dieser dramatische Rückgang trifft nicht nur kleine, junge Craft-Bier-Brauereien, sondern auch traditionsreiche Familienbetriebe, die über Generationen hinweg Bestand hatten.
Besonders hart trifft es Bayern, das mit 50 geschlossenen Brauereien den größten Verlust verzeichnet, gefolgt von Nordrhein-Westfalen und Hessen. Während Bayern mit 598 Brauereien weiterhin die höchste Dichte aufweist, liegt der Rückgang bei alarmierenden 8 Prozent. Noch gravierender ist die Entwicklung in Nordrhein-Westfalen und Hessen, wo die Zahl der Brauereien um 15 bzw. 16 % eingebrochen ist.
Mehrere Faktoren tragen zu dieser bedrohlichen Lage bei. Zunächst war es die Corona-Pandemie, die besonders kleinere Brauereien schwer traf. Kaum davon erholt, folgten die Energiepreiskrise und eine dramatisch gesunkene Konsumbereitschaft. Vor allem kleine Betriebe können die gestiegenen Produktionskosten nicht an die Kunden weitergeben. Die Konkurrenz durch große Lebensmittelkonzerne erweist sich als kaum überwindbares Hindernis.
Kostenexplosionen und Zukunftsängste
Ein zusätzliches Problem stellen die immensen Energiekosten dar. Während moderne Großbrauereien rund 10 bis 15 % ihrer Herstellungskosten auf Energie verwenden, sind es bei kleinen und mittelständischen Brauereien bis zu 20 %. Insbesondere das energieintensive Brauen, Kühlen und Reinigen von Mehrwegflaschen wird zunehmend zum wirtschaftlichen Risiko.
Hinzu kommt der Druck zur Klimaneutralität. Um bis spätestens 2045 CO2-neutral zu produzieren, müssen viele Brauereien ihre Anlagen auf Strombetrieb umstellen. Das bedeutet für viele Betriebe, bis zu 80 % ihrer bestehenden Infrastruktur komplett neu zu errichten – ohne zu wissen, ob die notwendigen Technologien rechtzeitig entwickelt werden.
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