„Die Europäische Union hat sich zum Ziel gesetzt, ein führender KI-Kontinent zu werden“, heißt es im Entwurf eines Aktionsplans der EU-Kommission, der dem Handelsblatt vorliegt. Herzstück: Fünf gigantische Rechenzentren mit über 100.000 KI-Prozessoren sollen das Training komplexer Modelle ermöglichen. Diese „Gigafactories“ sollen Europa zurück auf die KI-Weltkarte bringen.

Aufholjagd nach Pannen-Gesetzgebung

Nach Jahren bürokratischer Zügelung durch den „AI Act“ will Brüssel nun Tempo machen. Statt Rechtssicherheit brachte das KI-Gesetz vor allem Unsicherheit – und ließ junge Unternehmen an den Regularien verzweifeln. Die USA und China zogen davon. Nun will man umsteuern.

Deutschland mischt im Standortrennen mit. In Jülich entsteht derzeit gemeinsam mit Hessian AI ein Forschungszentrum, das beste Chancen hat, zur deutschen KI-Gigafactory gekürt zu werden. Auch die Koalitionsverhandler von Union und SPD wollen laut Abschlussprotokoll sicherstellen: „Wir holen mindestens eine der europäischen ,AI Gigafactories’ nach Deutschland.“

Milliardeninvestitionen und private Partner

Die Kosten pro KI-Fabrik liegen wohl bei drei bis fünf Milliarden Euro. Bis zu 35 % will die EU zuschießen – der Rest soll von privaten Kapitalgebern kommen. Öffentlich-Private-Partnerschaften sind das erklärte Finanzierungsmodell.

Beim Pariser KI-Gipfel im Februar kündigte Ursula von der Leyen an, die EU wolle mithilfe der „InvestAI“-Initiative 200 Milliarden Euro an Investitionen in die KI lenken – ein Drittel davon soll aus privaten Quellen stammen. Die USA planen mit über 500 Milliarden Dollar – Europa bleibt unter Zugzwang.

Ein weiterer Hoffnungsschimmer: Die EU-Kommission deutet an, beim „AI Act“ nachzubessern. Im neuen Aktionsplan heißt es auch: „Es besteht die Möglichkeit, den potenziellen Verwaltungsaufwand im Zusammenhang mit dem KI-Gesetz zu minimieren, insbesondere für kleinere Innovatoren.“