Der Ukraine-Krieg führte zu einer drastischen Neuordnung der österreichischen Gasversorgung. Anstelle von russischem Erdgas bezieht Österreich nun den Großteil seines Bedarfs über ein verzweigtes Netz aus Norwegen. Zusätzlich kommen kleinere Mengen per Pipeline aus Nordafrika sowie verflüssigtes Erdgas (LNG) aus den USA und anderen Regionen.

OMV und Wien Energie setzen auf Norwegen

Besonders die OMV und Wien Energie, die größten Versorger Österreichs, haben sich von russischen Gaslieferungen abgewandt. Obwohl sich die OMV lange auf ihre Langfristverträge mit Gazprom berief, endeten diese abrupt, als Gazprom seine Lieferungen nach einem internationalen Urteil Ende 2024 einstellte. Der Energieversorger ersetzte den Ausfall durch selbst produziertes Gas sowie Zukäufe aus Norwegen.

Wien Energie begann bereits 2022 mit der Diversifizierung und bezog eine Terawattstunde Gas aus Algerien. Während der Heizperiode 2023/24 stammten 30 Prozent des Gasbedarfs für die Fernwärme aus Norwegen. Seit dem 1. Jänner 2025 wird sämtliches Gas, das in Wiener Haushalten, Kraftwerken oder für die Fernwärme genutzt wird, aus nicht-russischen Quellen bezogen – mehr als 80 Prozent davon aus norwegischen Gasfeldern.

Herausforderungen bei der Energieversorgung

Norwegen verkauft fast sein gesamtes vor der Küste gefördertes Gas ins Ausland. Das finnische Unternehmen Gasum betreibt in Fredrikstad südlich von Oslo einen LNG-Terminal, der die umliegenden Unternehmen mit Gas versorgt. Da es für Gas im Gegensatz zu Strom kein Zertifikatesystem gibt, lässt sich Wien Energie die nicht-russische Herkunft über eidesstattliche Erklärungen bestätigen. Die Mehrkosten von rund fünf Millionen Euro trägt das Unternehmen selbst – abstrus.

Erdgas bleibt unverzichtbar: Es gibt keine grüne Alternative

Der Plan, bis 2040 klimaneutral zu werden, bleibt bestehen. Doch Zweifel, ob Europa und Österreich in absehbarer Zeit mit deutlich weniger Erdgas auskommen werden, nehmen zu. „Gas wird noch lange wichtig bleiben“, erklärt Vegard Wiik Vollset, Chef des Bereichs Renewables & Power bei Rystad. Besonders in Zeiten der Dunkelflaute, wenn Wind- und Sonnenenergie ausfallen und die Wasserführung niedrig ist, sind Gaskraftwerke unverzichtbar.

Auch der Umstieg auf erneuerbare Energien erweist sich als schwierig. Grüner Wasserstoff bleibt teuer und ist nicht in ausreichenden Mengen verfügbar. Kurz: Österreichs Abhängigkeit von ausländischem Gas wird so schnell nicht enden.