
Girocard-Zahlung bald direkt auf dem iPhone möglich
Ohne Umweg über Apple Pay: Volksbanken nutzen das EU-Recht, um eigene Bezahllösung auf Apple-Geräten zu etablieren. Ab September wollen die deutschen Volks- und Raiffeisenbanken ihren Kunden ermöglichen, direkt mit dem iPhone zu bezahlen – und das völlig ohne Apples hauseigenen Bezahldienst.

Möglich macht diesen Schritt ein geschicktes Ausnutzen europäischer Vorgaben, die die Marktdominanz großer US-Konzerne wie Apple einschränken sollen. Wie der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) bekanntgab, werden alle Institute, die auf den IT-Dienstleister Atruvia setzen, ab dem 5. September eine neue Funktion in ihrer Banking-App freischalten. Damit entfällt die bisherige Abhängigkeit von Apple Pay und der dazugehörigen Wallet-App.
Über das Netzwerk LinkedIn ließ der BVR verlauten, dass „am Donnerstag erstmals eine Transaktion mit der Girocard – besser bekannt unter dem alten Namen ‚EC-Karte‘ – auf dem iPhone ‚ganz ohne Apple Pay‘ durchgeführt worden sei.“ Man komme damit „einer eigenen, unabhängigen Bezahllösung für Apple-Smartphones näher.“ Die Genossenschaftsbanken seien damit europaweit Vorreiter.
Europa ringt um digitale Souveränität
Bereits im vergangenen Jahr hatte der BVR das Vorhaben skizziert. Hintergrund ist die wachsende Abhängigkeit Europas von amerikanischen Zahlungsdienstleistern wie Visa, Mastercard, Paypal – und eben Apple.
Die rechtliche Grundlage für die neue Bezahlfunktion liefert der sogenannte Digital Markets Act (DMA), den die EU vor rund einem Jahr in Kraft gesetzt hat. Dieses Regelwerk soll Wettbewerbsverzerrungen durch marktbeherrschende Digitalkonzerne unterbinden. Besonders Apples Praxis, nur eigene Anwendungen im App-Store zuzulassen und die NFC-Schnittstelle für andere Anbieter zu blockieren, stand dabei im Fokus der Wettbewerbshüter.
Apple hatte lange Zeit verhindert, dass Drittanbieter Zugriff auf die kontaktlose Bezahlfunktion seiner Geräte erhalten. So war es Nutzern nur über Apples eigene Wallet-App möglich, Bank- oder Kreditkarten zu hinterlegen und kontaktlos zu zahlen.
Volksbanken umgehen Apples Gebührenmodell
Für die Genossenschaftsbanken bedeutet die neue Lösung mehr Unabhängigkeit – vor allem finanziell. Sie müssen keine Verträge mit Apple schließen und den US-Konzern nicht mehr an Transaktionsgebühren beteiligen.
Auch wenn die Volksbanken nun eine Alternative bieten, bleibt Apple Pay für viele Verbraucher attraktiv. Der Dienst ermöglicht nicht nur das kontaktlose Bezahlen an der Ladenkasse, sondern ist auch im Onlinehandel und bei Ticketkäufen weit verbreitet. Die umfassende Integration in zahlreiche Apps macht Apple Pay besonders flexibel im Alltag.
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