Deutschland gibt mehr als 30 Milliarden Euro jährlich für Entwicklungshilfe aus – und es bringt nichts? Das sagt der deutsche Historiker und Bestsellerautor Rainer Zitelmann, und er erhebt schwere Vorwürfe gegen die etablierte Entwicklungspolitik: „Die Wirkung ist oft null – oder sogar negativ.“

Mit seinem neuen Buch „Warum Entwicklungshilfe nichts bringt und wie Länder wirklich Armut besiegen“ hat der Bestsellerautor ein provokantes Werk vorgelegt. Er liefert darin zunächst Belege für seine Kritik, und verweist auf Korruption, fehlende Nachhaltigkeit und gut gemeinte, aber wirkungslose Projekte, die in der Entwicklungshilfe an der Tagesordnung seien. Seine Forderung: Statt Geld zu verschenken, sollte man ärmeren Ländern marktwirtschaftliche Reformen ermöglichen.

„Umverteilung schafft nicht Wohlstand“

„Reichtum entsteht nicht durch Umverteilung – sondern durch Kapitalismus“, sagt Zitelmann auf exxpressTV. Zwei Erfolgsgeschichten führt er in seinem Werk ins Feld: Polen und Vietnam – Länder mit ganz unterschiedlicher Kultur, aber ähnlicher Geschichte.

„Politiker wissen nicht besser, was die Menschen brauchen“

Beide waren bitterarm – heute zählen sie zu den Boom-Staaten. Warum? Privateigentum, Unternehmertum, wirtschaftliche Freiheit. „Wer hingegen glaubt, Politiker wissen besser, was Menschen brauchen als Millionen Konsumenten, der muss für den Sozialismus sein.“

EXXPRESSTV/EXXPRESSTV

Von Vietnam lernen

Gewisse kulturelle Faktoren spielen für den Bestsellerautor aber auch eine Rolle: In Ländern wie Vietnam ist der Sozialneid gering, Reiche gelten als Vorbilder. In Deutschland hingegen herrsche oft eine „Neidkultur“.

Eine weitere Lektion, die Zitelmann aus Vietnam mitbringt: Verantwortung statt Schuldzuweisung. „Während viele afrikanische Länder immer noch dem Kolonialismus die Schuld geben, haben die Vietnamesen längst gesagt: Wir selbst waren schuld – und ändern jetzt unser System.“

Zitelmann (r.) im TV-Interview mit Exxpress-Redakteur Stefan BeigEXXPRESSTV/EXXPRESSTV

„Entwicklungshilfe nützt den Eliten“

Am Ende steht ein klarer Befund: „Entwicklungshilfe stabilisiert Eliten, aber nicht die Armen. Kapitalismus holt Länder aus der Armut.“

Die englische Ausgabe von Zitelmanns Buch wurde für den renommierten Hayek Book Prize nominiert. Damit ist er der erste Deutsche überhaupt, dem diese Ehre zuteil wurde. Internationalen Applaus für seine unbequemen Thesen hat er bereits bekommen.

Buchcover/FBV