
Industriestandort Deutschland wankt: Jedes fünfte Unternehmen plant Abwanderung
Die deutsche Industrie blutet aus – schneller als viele ahnen. Jeder fünfte Betrieb will raus, Investitionen fliehen, Werkshallen verwaisen. Die Gründe: teure Energie, unsinnige Bürokratie, keine Reformen – und Berlin schaut weg.

Eine aktuelle Studie der US-Beratung Alvarez & Marsal (A&M) legt offen, wie dramatisch es um den Industriestandort Deutschland steht. Produktion, Forschung und Investitionen wandern zunehmend ab. Die Deindustrialisierung ist kein theoretisches Schreckgespenst mehr – sie vollzieht sich längst.
Ein Blick auf die Zahlen offenbart den Ernst der Lage
„Acht Millionen Menschen finden bislang in der Industrie einen qualifizierten und guten Arbeitsplatz“, betont Patrick Siebert von A&M, laut FOCUS Online. „Wir sprechen über ein Viertel der Bruttowertschöpfung.“ Doch die industrielle Basis bröckelt. Seit 2019 ist die Produktion um über zehn Prozent geschrumpft, während Europa insgesamt ein leichtes Plus verzeichnete.
Die Selbsteinschätzung der Unternehmen fällt ernüchternd aus: Lediglich 40 Prozent halten sich noch für wettbewerbsfähig, 39 Prozent erwarten eine weitere Verschlechterung. Mehr als die Hälfte bewertet den Standort als kritisch bis sehr kritisch.
Wettbewerbskraft im Sinkflug
Die Erhebung unter 241 Führungskräften zeigt ein klares Bild: „Wenn sechs von zehn befragten Top-Entscheidern sagen, dass sie die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Unternehmen nur noch als mittelmäßig bis gering einstufen, dann ist das ein klares Zeichen, dass ein Weiter-so in Deutschland unsere internationale Vormachtstellung nicht mehr absichert“, warnt Siebert. Vor allem angesichts subventionierter Konkurrenz aus den USA und China.
Besonders die eigene Politik belastet zunehmend den Standort. „Die Bürokratie ist mittlerweile sogar das Hauptärgernis“, stellt Siebert fest. Innerhalb eines Jahres stieg der Anteil der Unternehmen, die unter Überregulierung leiden, von 55 auf 75 %. Hohe Energiepreise, Lohnkosten und Steuern verschärfen die Lage zusätzlich.
Flucht aus der Heimat – leise, aber konsequent
Die Folge: Mehr als 50 Prozent der Firmen sehen Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit als „gering bis sehr gering“. Auf einer Skala von –100 bis +100 liegt der Wert nur noch bei mageren 11 Punkten – fast eine Halbierung gegenüber dem Vorjahr.
Obwohl der Ernst der Lage erkannt ist, bleiben mutige Reformen aus. „Die Bruttowertschöpfung fällt Jahr um Jahr“, sagt Siebert. Dennoch sieht er Chancen: Der Negativtrend kann noch gestoppt werden, wenn die neue Regierung erkennt, was nun zu tun ist, und beherzt agiert. Besonders im Bereich künstlicher Intelligenz liege Potenzial, verlorenen Boden gutzumachen.
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