Nach wie vor hält sich hartnäckig das Bild vom „gierigen Unternehmer“, gegen den sich der arme Arbeitnehmer zur Wehr setzen muss. Doch die Realität sieht ganz anders aus – und ist für viele Selbständige sogar bitterer als für Arbeitslose!

Nur 13.090 Euro: So wenig bleibt im Jahr übrig

Laut einer aktuellen Analyse der Wiener Denkfabrik Agenda Austria liegt das Median-Nettojahreseinkommen eines ausschließlich selbständigen Österreichers bei gerade einmal 13.090 Euro. Zum Vergleich: Das Netto-Einkommen von Arbeitslosen liegt oft darüber, der Medianwert beträgt etwa 13.800 Euro. Angestellte verdienen im Median sogar dreimal so viel – bei kürzerer Arbeitszeit.

Agenda Austria/Screenshot

Der Median bedeutet: Die eine Hälfte einer Gruppe verdient mehr, die andere weniger. Der Wert liegt also genau in der Mitte – anders als der Durchschnitt, der durch wenige Top-Verdiener verzerrt wird. Deshalb ist er oft aussagekräftiger.

Viele Selbständige sind Einzelunternehmer

„Natürlich sind viele dieser Selbständigen Einzelunternehmer oder führen Kleinstfirmen – viele haben ein sehr niedriges Einkommen und können sich keine Mitarbeiter leisten“, erklärt die Ökonomin Carmen Treml von der Agenda Austria. „Die Zahl der echten Top-Verdiener unter den Selbständigen ist gering.“

Selbst und ständig – bei mehr Arbeit weniger Schutz

Selbständige arbeiten mehr Stunden – im Schnitt 36 pro Woche, Angestellte dagegen nur 28. Und sie tragen das volle Risiko. Denn sie zahlen ihre Sozialversicherungsbeiträge selbst, erhalten keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und haben keinen bezahlten Urlaub.

Wenig Anerkennung, hohe Abgaben

Zudem bleibt ihnen oft kaum Spielraum für Investitionen oder Rücklagen – die hohe Abgabenlast bremst selbst den motiviertesten Unternehmer aus.

Carmen Treml warnt: „Damit auch in Zukunft mutige Unternehmer den Schritt in die Selbstständigkeit wagen, braucht es nicht nur in der Anfangsphase, sondern langfristig mehr Flexibilität und Unterstützung.“

Keine Unternehmer, keine privaten Jobs

Wer unternehmerisch tätig ist, schafft Arbeitsplätze, trägt Verantwortung und hält die Wirtschaft am Laufen. Wenn diese Menschen aufgeben, bleibt nur der Staat als Arbeitgeber – und den bezahlt am Ende der Steuerzahler. Private Jobs dagegen entstehen dort, wo Unternehmer noch investieren können – wenn man sie lässt.