Putins Bomben haben ganze Arbeit geleistet: Nach massiven Angriffen auf die Energieinfrastruktur der Ukraine stehen die Gasspeicher im Land praktisch leer. Jetzt schlagen Experten Alarm – Kiew brauche dringend Nachschub. Und zwar aus Europa. Bis zu fünf Milliarden Kubikmeter Erdgas will die Ukraine in der nächsten Heizsaison importieren – ein neuer Rekordwert, fünfmal so viel wie sonst.

Gasförderung im bis zu ein Drittel gedrosselt

Die unterirdischen Speicher sind weitgehend leer, ein Mindestbestand muss aber erhalten bleiben, um den Druck aufrechtzuerhalten – und überhaupt noch Gas pumpen zu können. „Unsere Reserven sind aufgebraucht“, warnt Dmitriy Sakharuk, Chef von D.Trading, gegenüber Bloomberg. D.Trading ist der Handelszweig von DTEK, dem größten privaten Energieunternehmen der Ukraine.

Das Problem: Der Winter war hart, die Angriffe brutal. Besonders betroffen durch jüngste Luftangriffe sind Anlagen des Schlüsselproduzenten Naftogaz. Die Gasförderung wurde um bis zu ein Drittel gedrosselt, heißt es. Das zwinge das Land, teuren Ersatzbrennstoff aus der EU zu kaufen.

Der Gasmarkt ist angespannt

Der Zeitpunkt könnte kaum ungünstiger sein: Auch in Europa steigen derzeit die Preise – die Länder füllen ihre Speicher für den kommenden Winter. Der Gasmarkt ist angespannt, die Konkurrenz groß. Gleichzeitig ist unklar, wie stark die ukrainische Gasinfrastruktur durch die russischen Angriffe in den Wintermonaten tatsächlich in Mitleidenschaft gezogen wurde. „Es wird allgemein angenommen, dass die Schäden größer sind als gemeldet, was bedeutet, dass nicht klar ist, wie viel Gas für den nächsten Winter benötigt wird“, schreibt Bloomberg.

Die Bestände „sollten wieder aufgefüllt werden. Deshalb sind die Mengen hier auch ziemlich umfangreich“, sagt Sacharuk. Selbst wenn – wie von den USA gemeldet – ein Waffenstillstand im Schwarzen Meer halten sollte, werde es dauern, bis die ukrainische Energieproduktion wieder läuft. „Außerdem schließen wir nicht aus, dass es zu neuen Angriffen kommen könnte“, ergänzt der Chef von D.Trading.