
Bernhard Heinzlmaier: Jetzt neu am Spielplan der Festwochen: Die linken Kultur-Bobos als RAF-Sympathisanten
Die legalistische Linke scheint ihre gewalttätigen Wurzeln wiederzuentdecken. Während es die große Errungenschaft der Sozialdemokratie des 20. Jahrhunderts war, das Kokettieren mit der gewaltsamen revolutionären Machtübernahme aufzugeben und sich den Usancen der parlamentarischen Demokratie unterzuordnen, finanziert das rote Wien heute im Rahmen der Wiener Festwochen Produktionen wie „Revolutionary Love“, in der verurteilte Mörder der RAF auftreten dürfen, um sich öffentlich Gedanken über radikale neue Perspektiven der Gesellschaftsveränderung zu machen. Sind Terroristen, Bombenleger und Meuchelmörder tatsächlich für Sozialdemokraten geeignete Diskutanten, um die Menschen über die Zukunft von Freiheit und Demokratie zu belehren?
Massenandrang zur Terroristen-Freak-Show
Der Publikumsandrang jedenfalls gibt den Programmplanern der schon seit Jahren extrem links positionierten Wiener Festwochen recht. Die Veranstaltung ist bereits jetzt ausverkauft, obwohl sie erst Ende Mai stattfindet. Offenbar sind der Doppelmörder Karl-Heinz-Dellwo und die Drahtzieherin der brutalen Entführung des Berliner CDU-Vorsitzenden Peter Lorenz im Jahr 1975, Gabriele Rollnik, wahre Publikumsmagneten für radikale Linke, die von der Wiedererrichtung der DDR mit unkonventionellen Mitteln träumen. Für viele RAF-Verbrecher war ja die DDR ein Safe Space, in den sie sich, nachdem sie im Westen eine Blutspur hinterlassen hatten, zurückziehen konnten, geschützt von Politbüro und Stasi. Das Massaker der RAF und ihrer Verbündeten wird in Sven Felix Kellerhoffs Sachbuch „Eine kurze Geschichte der RAF“ wie folgt bilanziert: „Von 1970 bis 1993 fielen ihrem Krieg gegen den Rechtsstaat 34 Unschuldige zum Opfer – elf deutsche und niederländische Polizeibeamte, neun Zufallsopfer, sieben US-Soldaten und „nur“ sieben Männer, die den westdeutschen Staat oder seine Wirtschaft repräsentierten, also die eigentlichen Feindbilder der Angreifer darstellten. Weitere mindestens 230 Menschen wurden bei Anschlägen der RAF teilweise schwer verletzt; der erste von ihnen war Georg Linke, der Mitarbeiter des Zentralinstituts für soziale Fragen, der durch einen Lebersteckschuss zum Pflegefall wurde und seinen Lebensabend in Krankenhäusern verbrachte.“ Mutmaßlich hat das fanatische Pastorenkind Gudrun Ensslin diesen Schuss bei der erfolgreichen Befreiung ihres Liebhabers Andreas Baader abgegeben. Beide – Baader und Ensslin – sollten sich später gemeinsam mit Jan-Carl Raspe in der sogenannten Todesnacht von Stammheim das Leben nehmen. Unter normalen Menschen wurden für sie keine Tränen vergossen.
Linke Verschwörungstheorien grassieren
Rund um den Selbstmord der Staats- und Volksfeinde ranken sich perverse Verschwörungstheorien. Noch heute werden sie von der Nachfolgeorganisation der Stadtguerilla, der Antifa, verbreitet. Im Kern bestehen sie darin, dass dem Staat unterstellt wird, die in Stammheim einsitzenden Terroristen ermordet zu haben. Aus denselben Kreisen kommt auch immer wieder der Versuch, die Ermordung des deutschen Arbeitnehmerpräsidenten Hanns Martin Schleyer durch ein RAF-Kommando in eine moralisch berechtigte Tat zu verwandeln, weil dieser während des Zweiten Weltkrieges Mitglied der SS war. Wer das alles nicht glaubt, der lese im Buch „Antifa“, erschienen im Schmetterling Verlag, nach. Es ist von Sympathisanten der staatsfeindlichen Antifa, die Gewalthandlungen als Mittel der Politik offen befürwortet, geschrieben. Bejammert wird darin, dass „viele RAF-Mitglieder bei ihrer Verhaftung erschossen wurden“. Tatsächlich kann man erschossen werden, wenn man sich mit der Polizei wilde Schusswechsel liefert. Wer das befremdlich findet, verwechselt Terrorismus mit einem Computerspiel, bei dem man, während man gemütlich Tee trinkt, Polizisten abknallen kann, ohne Konsequenzen für das eigene Leben befürchten zu müssen. Übrigens war auch die Ikone der 68er-Bewegung, Rudi Dutschke, ein RAF-Fan. Beim Begräbnis des Terroristen Holger Meins, der sich im Gefängnis zu Tode gehungert hatte, reckte er am Grab die Faust in die Höhe und brüllte: „Holger, der Kampf geht weiter“.
RAF und Antifa berühren sich liebevoll
Beide Organisationen bekennen sich zur Legitimität der Gewalt im Klassenkampf. Obwohl die RAF im Umgang mit Gewalt deutlich brachialer war als die Antifa, gibt es auch bei dieser Gewaltaktionen, die sich sehen lassen können. So stand die in einem Strafprozess zu fünf Jahren Haft verurteilte Lina Engel einer Stoßtruppe vor, die politischen Gegnern mit Hämmern den Schädel einschlug. Für die zum Justizopfer stilisierte Engel hat die Chefberaterin des SPÖ-Vorsitzenden Babler mutig „Free Lina“ auf X gepostet. Wenn eine Linksradikale in Not ist, ist sogleich eine Freundin aus der SPÖ helfend zur Stelle. Dennoch ist der Umgang mit Gewalt nicht die wichtigste Gemeinsamkeit. Viel wesentlicher erscheint es, dass RAF und ANTIFA alles dem Faschismus zuschlagen, was sich rechts des Linksextremismus ansiedelt. Eindeutig faschistisch sind sämtliche rechtskonservative, christdemokratische und liberale Parteien. Bei Sozialdemokraten, Neos und Grünen ist die Zuordnung nicht ganz so einfach. In der Regel wird im Einzelfall entschieden, wem man das Auto anzündet oder den Schädel einschlägt. Linksliberale haben also mit etwas Glück die Chance, ungeschoren davonzukommen. Vor allem die, die die Antifa über Universitätsbudgets finanzieren oder linksradikale Kultureinrichtungen wie das Volkstheater oder die Wiener Festwochen unterstützen. Insofern sind in Wien SPÖ, Grüne und Neos relativ safe.
Und die Hufeisentheorie erfährt wieder einmal Bestätigung
Wie nahe sich die extreme Rechte und die extreme Linke eigentlich sind, zeigen die gemeinsamen Grundlagen ihrer politischen Theorie. So bedienen sich sowohl Linke als auch Rechte beim „Kronjuristen“ des Führers, dem Theoretiker der Feindschaft als politisches Prinzip, Carl Schmitt. „Die spezifische Unterscheidung, auf welche sich die politischen Handlungen zurückführen lassen, ist die Unterscheidung von Freund und Feind“, ist für beide Lager zustimmungsfähig. Aber besonders beliebt an den radikalen Rändern ist der italienische Kommunist Antonio Gramsci. Von ihm stammt die Theorie, dass politische Auseinandersetzungen nicht in Wahlkämpfen oder in Parlamenten entschieden werden, sondern im vorpolitischen Raum. Was Gramsci vorpolitisch nennt, bezeichnet der französische Rechtsdenker Alain de Benoist als metapolitisch. Und beide meinen das Gleiche, nämlich, dass die politische Präsenz in Bildungs- und Kultureinrichtungen wichtiger ist als das ganze Gezänke der Parteipolitik. In Wien hat die SPÖ diese rechts-linke Lehre verstanden. Seit Jahren übt sie gezielten Einfluss auf die Schul- und Kulturszene aus. Und zwar dadurch, dass sie dort mit Geld gerade so um sich schmeißt, wo ein Linksdrall herrscht. So werden NGOs gefördert, die in Schulen gehen und dort gezielt die Schüler indoktrinieren. Thematisch stehen dabei vor allem Asyl- und Queerpolitik im Mittelpunkt. Ohne die Eltern zu fragen, tauchen dort ideologische Kampf-NGOs wie die sogenannte „Asylkoordination“ oder Queer-Gruppen auf. Am Ende kommen verunsicherte Kinder nach Hause und fragen, worin nun ihre „weißen Privilegien“ bestehen und sind verstört, weil sie an einer Art Quiz über „sexuelle Orientierungen“ teilnehmen mussten. Dann ziehen die mit Unsummen finanzierten links-bunten Clowngruppen weiter. Und die Eltern bleiben mit verstörten und verunsicherten Kindern zurück. Noch ärger ist es aber bei Theatern und Kulturevents. De facto kann man heute kein Theater mehr betreten, ohne nicht am Ende mit einem woken geistigen Einlauf ins Hirn wieder herauszukommen. Man will den zerbrochenen Krug sehen und bekommt die feministische Belehrung, dass Männer Schweine sind, mit auf den Weg. Oder man nähert sich dem Volkstheater und wird sofort darüber belehrt, dass das einzige, was an diesem Theater „rechts“ ist, der Bühneneingang ist. Als Kenner der Szene weiß man damit sofort, dass man dort drinnen entweder von Lehrstücken Bertolt Brechts angebrüllt oder mit wirren situationistischen Zeug beschossen wird. Zentrum des Linksbeschusses sind aber ohne Zweifel die Wiener Festwochen. Konnte man früher dort internationale Theater- und Musikhochkultur bewundern, werden heute Politik-Tribunale veranstaltet, die von linken Agitatoren wie Robert Misik, Milo Rau oder dem Hektiker Florian Scheuba inszeniert werden. Warum man nicht die Terroristen Karl-Heinz Dellwo und Gabriele Rollnik auch hier mit ins Team geholt hat, erschließt sich nicht. Wären sie doch ohnehin in Wien gewesen und sie hätten sich sicher auch harmonisch in die Ideologie des Gesamtkunstwerkes eingefügt. Der Linksdrall, den heute die Kulturszene in Wien hat, kotzt vor allem die Menschen der Flächenbezirke an. Sie zahlen den ganzen Schmarren und können sich entweder die Karten nicht leisten oder verstehen nichts vom schrillen links-kultivierten Geschwafel. Aber damit sind sie wenigstens davor gefeit, das Gehirn verdreht zu bekommen und zu verlogenen, ästhetisch kraftlosen Hipster-Bobos umerzogen zu werden, die für mehr Gleichheit sind und die SPÖ wählen und gleichzeitig neben dem Lastenfahrrad noch einen Tesla für kurze Strecken und einen BMW-Benziner für lange Strecken in der Garage ihrer Stadtrandvilla bereitstehen haben. Nicht nur Kultur und Politik, die Menschen generell, sind heute verlogen. Wer ihnen vertraut, muss sich des Schadens bewusst sein, der verlässlich kommen wird, begibt man sich in ihre Nähe.
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