Dass Wien alles in allem eine recht lebenswerte Stadt ist, wird niemand bestreiten, der ein wenig in der Welt herumgekommen ist; auch, wenn man bei dem einen oder anderen Detail durchaus verschiedener Meinung sein kann. Man muss kein Fanboy der SPÖ sein, um das zu konzedieren.

Ob Wien freilich auch in ein oder zwei Jahrzehnten noch eine lebenswerte Stadt sein wird, hängt nicht zuletzt von einer Frage ab, die im zurückliegenden Wahlkampf weitgehend ignoriert wurde, nämlich, wie die Stadt mit dem immer größer werdenden muslimischen Anteil der Bevölkerung umgehen soll, der langsam, aber sicher den Charakter Wiens verändert.

Diese Frage war sozusagen der Elefant im Raum dieses Wahlkampfs: schwergewichtig, aber trotzdem irgendwie unbeachtet.

Jetzt sind sie halt da

Eine Statistik, der zufolge muslimische Kinder bereits die Mehrheit in Volks- und Mittelschulen Wiens darstellen, sorgte jüngst zwar für Aufregung, blieb aber völlig folgenlos. „Jetzt sind sie halt da“, hatte einst die damalige deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel schnoddrig angemerkt, und nicht viel anders fielen die Reaktionen der Wiener Parteien auf diese Daten im Großen und Ganzen aus – selbst die FPÖ hatte außer Überschriften kaum Lösungen anzubieten.

Dass ein derart hoher Anteil muslimischer Kinder, die ja ein vorlaufender Indikator für die nächste Generation von Erwachsenen darstellt, nicht unproblematisch ist, stellte jüngst die Wiener Bildungsstadträtin Bettina Emmerling (Neos) fest: „Untersuchungen zeigen, dass muslimische Jugendliche in Wien im Schnitt nicht nur deutlich religiöser sind, sondern vermehrt auch abwertende Haltungen vertreten.“ Die Politikerin spricht erfreulich offen über gefährliche Tendenzen in den Schulen der Stadt: Antisemitismus, Feindlichkeit gegenüber LGBTIQ-Personen sowie die Ablehnung der Gleichstellung von Mann und Frau würden immer häufiger registriert.

Das sind keine rassistischen Vorurteile, islamophobe Klischees oder dumpfe Rülpser von Fremdenfeindlichkeit und vermeintlichem Ausländerhass, sondern unbestreitbare Fakten.

Lebenswert, aber antisemitisch?

Und genauso unbestreitbar ist, dass aus Mädchen und Burschen, die derartige „abwertende Haltungen“ vertreten, in ein paar Jahren Erwachsene werden, die „Antisemitismus, Feindlichkeit gegenüber LGBTIQ-Personen sowie die Ablehnung der Gleichstellung von Mann und Frau“ ausleben werden.

Das mit der „lebenswertesten Stadt der Welt“ wird dann vielleicht noch für Islamisten gelten, aber eher weniger für die autochthone Bevölkerung.

Und genau das ist der Kern des Problems, das für die Zukunft der Stadt ausschlaggebend sein wird.

Michael Ludwig, der alte und wohl auch neue Chef der Stadtregierung, erweckt leider nicht einmal annähernd den Eindruck, sich dessen bewusst zu sein.

Werdet halt katholisch …

Ganz im Gegenteil. Einige Tage vor der Wahl gab er zu Protokoll: „Wer will, dass das prozentuelle Verhältnis von Katholiken (zu Muslimen, Anm.) höher ist, braucht einfach nicht aus der katholischen Kirche austreten oder tritt neu ein, dann verschiebt sich das Verhältnis zum Islam wieder.“ (profil)

Ich halte das für einen wirklich zynischen Standpunkt. Denn davon, dass der Anteil der Katholiken – theoretisch – wieder etwas größer würde, verschwindet ja kein einziges jener Probleme, die Stadträtin Emmerling mit Recht adressiert hatte. Oder glaubt der Wiener Bürgermeister, der ja ein intelligenter Zeitgenosse ist, tatsächlich, dass Antisemitismus, Frauenfeindlichkeit und Schwulenhass im muslimischen Milieu verschwinden, nur weil ein halber Gemeindebau sich entschließt, katholisch zu werden?

Illusion der Integration

Der Wiener Bürgermeister, das ist deutlich zu erkennen, hat ein Problem, das in der politischen Klasse weit verbreitet ist, nämlich offen auszusprechen, dass es einen Kausalzusammenhang zwischen Islam und bestimmten Tendenzen zu Antisemitismus, Frauen- und Schwulenfeindlichkeit gibt. Das heißt natürlich nicht, dass jeder Muslim so denkt, aber sehr wohl, dass diese problematischen Haltungen in der muslimischen Welt besonders verbreitet sind.

Ludwig glaubt ganz offenbar, wie viele andere Politiker auch, dass dieses Problem zu lösen sei, indem die berühmte „Integration“ noch energischer vorangetrieben wird. Also mittels noch mehr Lehrer, noch mehr Sozialarbeiter, noch mehr Kindergärtnern und so fort.

Man kann ganz fest daran glauben, dass das funktionieren wird, aber es ist halt ein bisserl weltfremd, naiv und gutgläubig.

Dass hiesige Sozialklempner wiedergutmachen können, was Eltern, Familie, Satellitenfernsehen aus den Herkunftsländern, Hinterhofmoscheen und dubiose Internet-Imame den Kindern an problematischen Wertvorstellungen injizieren, ist leider wenig wahrscheinlich.

Weniger ist mehr

Die einzige funktionierende Methode, diese Probleme zumindest einzudämmen, ist, den Zuzug aus der mulimischen Welt einzudämmen und gleichzeitig all jene wieder in ihre Heimat zurück zu bitten, die keinen wirklichen Anspruch haben, hier zu sein.

Das kann, zugegeben, der Wiener Bürgermeister nicht allein bewerkstelligen, dazu braucht es den Bund. Sehr wohl aber kann die Stadtregierung beispielsweise durch ein Zurückfahren von Sozialleistungen die Attraktivität der Stadt für Migranten sichtbar vermindern und so helfen, den Zuzug zumindest zu reduzieren.

Michael Ludwig ist von dieser Erkenntnis leider noch sehr, sehr weit entfernt. Ob Wien unter diesen Umständen noch lange besonders lebenswert sein wird, ist eher fraglich.