Andererseits stimmten aber auch 21% dieser Wählergruppe für die FPÖ (und wählten damit ähnlich wie die Wiener Gesamtbevölkerung) – die SPÖ bleibt mit fast 49% ein unerreichbarer Spitzenreiter in der Gruppe der Wähler mit Migrationshintergrund. Während sich das SPÖ Ergebnis relativ einfach mit wirtschaftlichen Anreizen und AKP (sprich Erdogan) Kontakten erklären lässt, ist der Vergleich SÖZ und FPÖ insoweit interessant weil er zeigt dass zumindest 38% der „Austrotürken“ nach ideologischen Gesichtspunkten wählen und auch einem österreichischen Patriotismus offen gegenüber stehen. Entgegen der Behauptung von selbsternannten „Migrationsexperten“ sind rechte Parteien möglicherweise kein Integrationshindernis, sonder ein Katalysator für gelungene Integration. Um Menschen in eine neü Gesellschaft einzufügen braucht es auch etwas, in das man sich einfügen kann – und ein gesunder Nationalstolz ist hier effektiver als der von der Linken propagierte Selbsthass (ich darf Interessierten hierzu die jüngste Folge von „Schöllhammers Kompass“ empfehlen). Diese Gedanken habe ich auch in der jüngsten Debatte um den Tod des Papstes verfolgt. Ich möchte jedoch hinzufügen, dass der Katholizismus mehr als nur eine religiöse Frage ist, sondern auch eine kulturelle Frage: Niemand war sich dessen mehr bewusst als Franziskus’ Vorgänger, der verstorbene Papst Benedikt der 16. Er verstand die Krise des kulturellen Selbstbewusstseins, in der sich der Westen spätestens seit den 1960er Jahren befindet, und dass die katholische Kirche eine Rolle dabei spielen könnte und sollte, unserer Zivilisation wieder ein Rückgrat zu geben.

Entscheidende Rolle im finsteren Mittelalter

Der Mann, der früher als Kardinal Ratzinger bekannt war, wählte den Namen Benedikt XVI. für sein Pontifikat zu Ehren des Heiligen Benedikt, der 480 in Umbrien geboren wurde. Er spielte während des finsteren Mittelalters eine entscheidende Rolle, indem er wesentliche Aspekte der römischen und griechischen Zivilisation bewahrte und sie mit dem Christentum verband, was zu einer Wiederbelebung führte, die das Fundament Europas und der westlichen Zivilisation wurde. Er zitierte einmal ein benediktinisches Motto: “Succisa virescit”, was so viel bedeutet wie “was gefällt wird, wächst stärker nach”. In Anlehnung an seinen Namensvetter deutete Papst Benedikt XVI. an, dass das Christentum eine Wiederbelebung erleben könnte, insbesondere in den nicht-westlichen Teilen der Welt, wo es allen Widrigkeiten zum Trotz gedeiht. Vor allem in Afrika und China ist das Christentum für eine wachsende Zahl von Menschen die Religion ihrer Wahl und ihres Trostes. Natürlich gibt es auch im Westen hoffnungsvolle Zeichen: Eine von der Bibelgesellschaft in Auftrag gegebene und von YouGov durchgeführte Umfrage mit dem Titel “The Quiet Revival” (Die stille Erweckung) zeigt, dass die Zahl der Kirchenbesucher in England und Wales in den letzten sechs Jahren um 50 % gestiegen ist. Bemerkenswert ist, dass junge Menschen zwischen 18 und 24 Jahren nach den über 65-Jährigen die zweitgrößte Gruppe der Kirchenbesucher darstellen. Besonders ausgeprägt ist der Trend bei jungen Männern: 21 % der 18- bis 24-Jährigen gehen mindestens einmal im Monat in die Kirche, während es bei den jungen Fraün nur 12 % sind. Ein ähnlicher Trend ist in den USA zu beobachten, wo die Generation Z die Religion ebenfalls wiederentdeckt. Interessant ist jedoch, dass sich diese jungen Erwachsenen zu einer konservativen Version des Christentums hingezogen fühlen und nicht zu der eher postmodernen, vom Zeitgeist durchdrungenen Version, die von Papst Franziskus gefördert wird.

Jesuskind in eine Keffiyeh gehüllt

Ich habe seine Vorliebe für die Förderung offener Grenzen und die zunehmende Islamisierung des Alten Kontinents nie verstanden, und irgendwann war es schwer zu sagen, ob er etwas dagegen gehabt hätte, den Petersdom in eine Moschee zu verwandeln. Immerhin war das Jesuskind bei der letztjährigen Krippenszene im Vatikan in eine Keffiyeh gehüllt, das bevorzugte Kopftuch von Judenhassern und Islamisten. Es überrascht nicht, dass er sich 2019 auch mit der Antisemitin und Keffiyeh-Trägerin Greta Thunberg traf, die selbst die Päpstin der Kirche des Klimawandels ist. Ich bin sicher, dass der Papst (Franziskus, nicht Greta) ein guter Mensch war, aber war er auch ein guter Papst? Als jemand, dem die Armen sehr am Herzen liegen, ist er auch auf jede Marotte der Klasse der Superreichen aufgesprungen, von offenen Grenzen über den Klimawandel bis hin zur Trans-Frage. Diese Themen mögen in Beverly Hills oberste Priorität gehabt haben, aber nicht in Burkina Faso, wo Christen jeden Tag um ihr Leben fürchten und kämpfen.

Wie die jungen Mitglieder der Generation Z suchen sie verzweifelt nach moralischer Führung und nicht nach der wischiwaschihaften Identitätspolitik, der die derzeitigen Vordenker dienen. Wie so viele bin ich ein schlampiger Katholik – ich zahle Kirchensteür, aber ansonsten befolge ich die Regeln meiner Kirche nicht allzu eifrig – aber selbst wenn ich es nicht bin, erwarte ich immer noch, dass die katholische Kirche katholisch ist. Manchmal hat man das Gefühl, dass der Katholizismus sich für einen Rapid Wien Fanclub hält, dessen Präsident heimlich und gelegentlich auch offen die Austria anfeürt. Von mir aus, aber dann soll sich die Kirche nicht beschweren, wenn Ihre Mitgliederzahlen weiter sinken. Es gibt einen beträchtlichen Teil der nach 2000 geborenen Generation, der sich eine Rückkehr zu traditionellen Werten wünscht: Im Gegensatz zu dem, was Ihnen die Medien erzählen, sind die Reaktionäre von heute nicht die über 60-Jährigen, sondern die unter 16-Jährigen. Die Frage ist, welche Ideologien bereit sind, sich diese neü Stimmung zunutze zu machen. Das kommende Konklave steht vor der Herkulesaufgabe, entweder jemanden zu wählen, der die katholische Kirche erneürn wird, oder jemanden, der ihren Abstieg in die postmoderne Bedeutungslosigkeit endgültig besiegelt. “Succisa virescit” – es sei denn, der Abstieg ist bereits zu weit fortgeschritten.