Die Internetseite „Verband queere Vielfalt“ (lsvd.de) belehrt die Leser: „Legen Natur und Biologie das Geschlecht fest? Nein. … Was ist Geschlecht? … Ob in der Medizin, der Biologie oder in den Sozialwissenschaften – aus wissenschaftlicher Sicht ist die Vorstellung einer ‚natürlichen‘ Zwei-Geschlechtlichkeit inzwischen widerlegt.“

Hier haben wir es mit einer typischen Falschmeldung unter Missbrauch des Begriffs „Wissenschaft“ zu tun. Sicher gibt es Orchideenfächer, in denen die Nicht-Existenz von zwei Geschlechtern gepredigt wird, aber mit Wissenschaft hat das nichts zu tun.

Wir wissen heute, dass es nicht nur primäre Geschlechtsmerkmale und unterschiedliche Chromosomenmuster gibt. Auch die Hormonhaushalte von Männern und Frauen unterscheiden sich grundlegend und sind evolutionär entstanden. Gefühle sind in der Entwicklung des Lebens uralt und kommen auch bei Tieren vor, wie Hunde-, Katzen- und Pferdeliebhaber wissen. Diese Gefühle sind fast immer hormonellen Ursprungs. Verhaltensforscher sind sich heute sicher, dass die ersten Sprachen unserer Vorfahren nicht dazu dienten, Angriffspläne auf das Mammut zu entwerfen, sondern Gefühle auszudrücken. Wahrscheinlich ist das der Grund für das reiche weibliche Gefühlsleben. Frauen beschäftigten sich wortreich mit ihren Kindern, während die wortkargen Männer auf der Jagd weniger Gefühle, dafür Orientierung, Muskeln, Adrenalin und Testosteron benötigten.

Körpereigene Drogen

Unsere innere Hormonwelt ist auch der Grund, warum es Drogen gibt. Drogen verstärken Gefühle wie Euphorie und Tatendrang oder entkräften Angst und Schmerzen. Wir sind häufiger körpereigenen Drogen ausgeliefert, als wir glauben. Es ist bekannt, dass bei Dauerstress ein Hormoncocktail produziert wird, der schmerzlindernd und entzündungshemmend wirkt. Pausenlos aktive Männer beginnen gerne zu jammern, wenn sie plötzlich nichts zu tun haben. Das ist körpereigener Drogenentzug. Frauen besitzen ein wertvolles Hormon namens Progesteron (Gelbkörperhormon). In der Schwangerschaft wird dieses beruhigende Hormon in großen Mengen von der Plazenta produziert, die werdende Mama wird ruhiger und glücklicher, der Vater nervöser. Nach der Geburt bricht der Progesteronspiegel zusammen, manche Mutter wird kurzzeitig depressiv. Das ist ein vorübergehender natürlicher Entzug einer körpereigenen Droge.

Teenager

Während der Pubertät wird unser Körper hormonell umgebaut. Teenagern geht es dabei nicht immer gut. Es können Achterbahnfahrten der Gefühle entstehen. In dieser Phase sind Eltern, verständnisvolle Lehrer, vertraute Geschwister und Freunde wichtig. Sie können helfen, einen Weg durch ein vorübergehendes seelisches Chaos zu finden. Im dritten Lebensjahrzehnt kehren meist wieder Ruhe und Selbstsicherheit ein.

Die Verwirrung während der Pubertät nutzen Kurpfuscher aus, um Kinder und Eltern in seelisches Unglück zu stürzen. Vor Jahren gab es in Baden-Württemberg einen „Entwurf zum Bildungsplan 2015“ der Grünen. Vertreter der Gender-Pseudowissenschaft wollten vorschreiben, dass alle vierzehnjährigen Schüler im Biologieunterricht gefragt werden, ob sie wirklich „heterosexuell seien oder sein wollen“.

„Sex“ und „Gender“ waren Schlüsselbegriffe der Biologie, als noch nicht vollständig geklärt war, wie Fortpflanzung funktioniert. Weibliche Eizellen wurden 1827 und Chromosomen erst am Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt. Die Struktur der Gene wurde 1953 entschlüsselt. Der ursprüngliche Begriff „Gender“ verschwand dadurch, wurde aber von postmodernen Aktivisten ausgegraben und zur Pseudoreligion aufgepumpt. Wie gefährlich die Eingriffe in den Hormonhaushalt junger Menschen sind, habe ich hier schon vor Jahren beschrieben. Ich wiederhole heute die Beschreibung eines tragischen Falls.

Geschlechtsneutral

Zu den umstrittensten Genderschamanen zählte der Psychologe John Money. 1965 kamen in Kanada die Reimer-Zwillinge zur Welt. Bei Bruce Reimer wurde nach der Diagnose einer Vorhautverengung eine Behandlung durchgeführt, wobei der Penis des Kleinkindes schwer verletzt wurde. Die verzweifelten Eltern wandten sich an Money, der zu einer Geschlechtsumwandlung riet, da er glaubte, Kinder kämen ohnehin geschlechtsneutral zur Welt. Die Eltern waren einverstanden, aus Bruce Reimer wurde Brenda Reimer. Der kastrierte Bub wurde als Mädchen erzogen, der unverletzte Bruder fungierte als Kontrollinstanz. Das verhängnisvolle Experiment wurde als Studie unter dem Titel „Rearing of a Sex-Reassigned Normal Male Infant After Traumatic Loss of the Penis“ veröffentlicht. Dieses schauderhafte Machwerk galt in manchen Kreisen tatsächlich als „wissenschaftlich“.

Das „Mädchen“ kam mit den männlichen Hormonen in ihrem Körper nicht zurecht. Als Brenda erfuhr, dass sie einmal ein Bub war, ließ sie sich nochmals operieren, nannte sich David und veröffentlichte die Geschichte 1997 in der Zeitschrift „Rolling Stone“, wobei John Money als Scharlatan bloßgestellt wurde. Einige Jahre später nahmen sich beide Brüder das Leben.

Vielfalt und Respekt

Genderthemen öffentlich zu diskutieren ist schwierig, da eine „falsche Meinung“ als Gedankenverbrechen gesehen wird und fast immer aggressive Reaktionen inklusive Rufschädigungen durch Vertreter der LGBTIQ-Gemeinde hervorruft.

Auf der eingangs erwähnten lsvd.de-Seite heißt es: „Menschenrechte, Vielfalt und Respekt – wir wollen, dass LSBTIQ als selbstverständlicher Teil gesellschaftlicher Normalität akzeptiert und anerkannt werden.“ Ja eh. Die Einstellung der Gesellschaft gegenüber Schwulen und Menschen, die hormonell und chirurgisch ihr Geschlecht geändert haben, ist heute toleranter als noch vor einem halben Jahrhundert. Als gelernter Biologe, Familienvater und Großvater sehe ich die Sache entspannt: In der Biologie gibt es zwei Geschlechter und Gesetze gegen Schwule, wie es früher der Fall war, sind zum Glück verschwunden. Die seelischen Verstümmelungen von Kindern und Jugendlichen durch unnötige Frühsexualisierung und leichtfertig verschriebene Pubertätsblocker sind jedoch nicht besser als die zu Recht angeprangerten Sexualverstümmelungen von Mädchen in gewissen „Kulturen“.