Anfang März wurde in Ungarn nahe der slowakischen Grenze erstmals seit 50 Jahren ein Fall von Maul- und Klauenseuche (FMD) gemeldet. Seitdem sind weitere Ausbrüche auf drei ungarischen und sechs slowakischen Betrieben festgestellt worden. Um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, werden betroffene Tierbestände geimpft. Die Slowakei hat den Notstand ausgerufen, Grenzmaßnahmen erlassen und ein gemeinsames Lagezentrum eingerichtet, das unter anderem von Militär, Feuerwehr und Polizei betrieben wird.

Ungarns Kabinettschef Gergely Gulyás äußerte in einer Pressekonferenz, es könne sich möglicherweise um einen künstlich hergestellten Erreger handeln. Die Aussage stützt sich laut Gulyás auf Hinweise eines ausländischen Labors, deren Ergebnisse jedoch noch nicht verifiziert sind. Auch der slowakische Landwirtschaftsminister Richard Takáč sprach von laufenden Untersuchungen zu verschiedenen Szenarien, darunter auch vorsätzliche Verbreitung.

Experten warnen vor vorschnellen Schlüssen

Fachleute mahnen zur Vorsicht bei der Bewertung dieser Vermutungen. Der tschechische Virologe Jiří Černý betonte gegenüber Politico, dass bislang keine Beweise für ein nicht-natürliches Virus vorliegen. Der Erreger könne auch durch kontaminierte Kleidung, Schuhe, Geräte oder Zugvögel unbeabsichtigt eingeschleppt worden sein.

Österreich hat seine Grenzkontrollen verstärktIMAGO/Roland Mühlanger

Die Europäische Kommission erklärte, man arbeite eng mit den Mitgliedstaaten zusammen, um die Herkunft des Virus zu klären. Derzeit läuft eine Analyse im EU-Referenzlabor. Mehrere Länder, darunter Österreich und die Tschechische Republik, haben ihre Grenzkontrollen verstärkt. Das Vereinigte Königreich hat den privaten Import von Fleisch- und Milchprodukten aus der EU vorübergehend untersagt.