Mit Applaus sind die ersten Trendprognosen für die Wiener Gemeinderatswahl am Sonntag bei der SPÖ im Rathausklub aufgenommen worden. Landesparteisekretärin Barbara Novak zeigte sich in einer ersten Reaktion zweckoptimistisch. Es sei “noch keine einzige Stimme ausgezählt worden”, betonte sie, es stehe ein langer Wahlabend bevor. Grundsätzlich wären 37 Prozent “schon ein sehr gutes Ergebnis” und ein großer Vertrauensbeweis für Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), meinte Novak.

Die SPÖ sei klar stimmenstärkste Partei und Ludwig werde mit aller Voraussicht Bürgermeister der Bundeshauptstadt bleiben, meinte die Landesparteisekretärin. Die Verluste erklärte sie mit dem allgemeinen Trend, dass regierende Parteien nach den Krisenjahren mit Pandemie, Ukraine-Krieg und Teuerung bei Wahlen verlieren würden.

Die SPÖ hat für den Wahlabend keine Wahlparty geplant, wohl auch weil man von zumindest leichten Verlusten ausgegangen war. Offiziell heißt es, die Funktionäre seien bis in die Nachtstunden mit dem Auszählen der Stimmen beschäftigt und hätten keine Zeit zum Feiern.

Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ)APA/ROLAND SCHLAGER

FPÖ jubelt vorsichtig

Die Freiheitlichen jubeln angesichts vorläufiger Zahlen für die Wien-Wahl, wenn auch noch vorsichtig. „Falls sich dieser Trend verfestigen sollte, dann wäre das eine Verdreifachung und damit ein großartiger Erfolg für die FPÖ“, meinte Landesparteisekretär Lukas Brucker angesichts der ersten Trendprognose. „Wir haben mit Dominik Nepp einen sensationellen Wahlkampf geführt und die Wiener wünschen sich immer mehr Sicherheit und Fairness.“

Offiziell jubeln wollte man bei der FPÖ, die den Wahlausgang zum Teil in einem Weinlokal neben dem Rathaus verfolgte, noch nicht. „Hier handelt es sich nur um eine Prognose und um keine Hochrechnung mit konkreten Wählerzahlen. Daher sind diese Daten mit großer Vorsicht zu genießen“, relativierte Brucker vorerst noch. Eine Stellungnahme von Parteichef und Spitzenkandidat Nepp ist erst nach der ersten Hochrechnung zu erwarten.

Laut erster Trendprognose verdreifacht die FPÖ ihr ErgebnisAPA/HELMUT FOHRINGER

NEOS zufrieden

Landesgeschäftsführer der Wiener NEOS, Philipp Kern, zeigt sich im ORF sehr zufrieden, obwohl sich laut erster Prognose eine Regierungsmehrheit mit der SPÖ nicht ausgeht: „Es ist eine Prognose. Ich möchte mich bei den Wählern bedanken – ein großartiges Ergebnis, das beste liberale Ergebnis in Wien. Ob sich eine Regierungsmehrheit ausgeht, wird man sehen.“

NEOS-Spitzenkandidatin Selma Arapovic (links im Bild)APA/GEORG HOCHMUTH

Grüne: „Haben sauberen Wahlkampf geführt“

Auch Klubobmann der Grünen, David Ellensohn, zeigt sich trotz eines Verlusts von zwei Prozent zufrieden: „Es ist ein spannender Wahlabend, wir haben einen sauberen Wahlkampf geführt. Wirklich spannend wird, dass die Regierung vielleicht keine Mehrheit mehr hat.“

Der Lobautunnel bleibt für die Grünen ein großes Thema bei möglichen Regierungsverhandlungen. „Dieses Konzept ist nicht mehr zeitgemäß“, erklärt Ellensohn.

ÖVP sieht Wahlziel als erfüllt

Der Wiener ÖVP-Landesgeschäftsführer Peter Sverak sieht ein Wahlziel seiner Partei bei der Wien-Wahl erfüllt: “Wir sind definitiv regierungsfähig”, sagte er nach Veröffentlichung der ersten Trendprognose. Diese prognostiziert der ÖVP ein Ergebnis von 11,5 Prozent und damit ein Minus von etwa 9 Prozentpunkten. Die angestrebte SPÖ-ÖVP-Koalition würde sich damit ausgehen, so Sverak in der Parteizentrale.

Die Funktionärinnen und Funktionäre reagierten mit verhaltenem Applaus auf die Prognose. Sverak gab zu bedenken, dass andere Rahmenbedingungen geherrscht hätten als noch bei der Wahl 2020. Die ÖVP habe es in Wien zudem “historisch immer schon ein bisschen schwieriger gehabt”.

Lobende Worte gab es für den “soliden” Wahlkampf: Die Volkspartei habe klare Positionen bezogen und stark auf Inhalte gesetzt – etwa Sicherheit, Bildung, Gesundheit und Wirtschaft.

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