Das Vertrauen in das oberösterreichische Gesundheitssystem schwindet. Die alljährliche Erhebung des Instituts IFES im Auftrag der Arbeiterkammer kommt zu einem alarmierenden Befunde: Die Versorgungssituation steht auf der Kippe. Immer mehr Patienten sind unzufrieden, Wartezeiten nehmen zu, Behandlungszeiten sinken. Wer es sich leisten kann, weicht auf Wahlärzte aus. Die daraus resultierende Schieflage im System hat längst eine bedenkliche Dimension erreicht.

Wartezeiten werden zur Geduldsprobe – besonders für sozial Schwache

Für viele Menschen wird der Zugang zu medizinischer Behandlung zur Zumutung. 6 von 10 Befragten fühlen sich stark oder sehr stark durch langes Warten auf einen Termin bei einem Facharzt für eine Untersuchung oder für eine Operation belastet. Und in mehr als der Hälfte der Fälle endet die Suche gar erfolglos: 55 Prozent haben überhaupt keinen Termin erhalten, weil bei vielen Ärzten keine neuen Patienten mehr aufgenommen werden.

Besonders dramatisch zeigt sich die Lage bei Operationen – 60 Prozent warten länger als zwei Monate, 45 Prozent sogar über drei Monate. Menschen mit geringem Einkommen trifft es am härtesten, da diese nicht auf Privatärzte ausweichen können.

60 Prozent fühlen sich durch das lange Warten auf einen Termin belastet. (Symbolbild)GETTYIMAGES/SolStock

Behandlungszeit schrumpft

Zwei Drittel der Befragten berichten von ultrakurzen Arztterminen: Knapp 70 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Behandlungsdauer in der Hausarztpraxis weniger als 10 Minuten beträgt. Bei jedem Fünften waren es sogar unter fünf Minuten.

„Kassenfusion war ein Fehler“ – AK fordert Kurskorrektur

Die Arbeiterkammer macht für diese Entwicklung politische Fehlentscheidungen verantwortlich. AK-Präsident Andreas Stangl fordert rasches Umdenken: „Der Marketing-Gag der Kassenfusion kommt uns teuer zu stehen. Die Politik ist nun gefordert, rasch zu handeln, um das drohende Kippen des Systems aufzuhalten.“