
Ludwig vermisst sein Feindbild: „Kanzler Kickl hätte uns Prozente gebracht“
Das hätte er besser für sich behalten: Am Viktor-Adler-Markt verplappert sich Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). Ein Kanzler Kickl? „Der hätte uns Prozente gebracht.“ War das also der wahre Grund für die vorgezogene Wien-Wahl? Und plötzlich wirkt die rote Panik vor „Rechtsextremen“ wie ein Wahlkampf-Trick, der nicht aufgeht.

Die Ampel wackelte, die Zeichen standen auf Blau-Schwarz – und genau in diesem Moment zog Bürgermeister Michael Ludwig Mitte Jänner die Wien-Wahl vor. Ein kluger Schachzug? Das dachten viele, denn ein Kanzler Herbert Kickl (FPÖ) hätte sich im roten Wahlkampf hervorragend als Schreckgespenst vermarkten lassen. Jetzt, zwei Tage vor der Wahl, gibt Ludwig selbst zu: „Ein Kanzler Kickl hätte der SPÖ wohl einige Prozent mehr gebracht.“ Und plötzlich wirkt die rote Sorge vor „rechtsextremen Kräften“ fast ein wenig… taktisch.

Ampel gescheitert, Wahl vorgezogen – war alles nur Taktik?
Wir erinnern uns: Im ersten Anlauf scheiterten die Ampel-Verhandlungen kläglich. Die politische Stimmung im Bund kippte – ein Comeback von Türkis-Blau schien plötzlich wieder möglich. Ausgerechnet in dieser Phase kündigte Ludwig die Vorverlegung der Wien-Wahl an. Ein Zufall? Wohl kaum.
Schon damals wurde gemunkelt, es handle sich um ein rein parteitaktisches Manöver. Erstens, weil die dramatische Budgetlage Wiens noch nicht bekannt war. Zweitens, weil ein frisch angelobter Kanzler Kickl – noch ungewohnt für viele bürgerliche Wähler – ein gefundenes Fressen für die SPÖ-Rhetorik gewesen wäre.

Doch dann kam alles anders: Die Koalitionsverhandlungen zwischen ÖVP und FPÖ scheiterten. Die Ampel wurde im zweiten Anlauf doch noch Realität. Und Ludwig? Der hatte sich möglicherweise verkalkuliert.
Ludwig gesteht offen: Kickl wäre gut für SPÖ gewesen
In seiner Abschlussrede am Viktor-Adler-Markt ließ Ludwig nun die Katze aus dem Sack. Dort sagte er laut heute: „Ein Kanzler Kickl hätte der SPÖ wohl einige Prozent mehr gebracht.“ Doch er ergänzte im selben Atemzug: „Wir müssen das Land schützen vor rechtsextremen Kräften.“
Er sei daher „sehr froh“, dass es nun eine Bundesregierung „der politischen Mitte“ gebe. Froh – aber vielleicht auch ein wenig enttäuscht?

Wahlkampf ohne Bösewicht? Das war früher anders
Viele haben es längst vergessen – oder verdrängt: Michael Häupl, Ludwigs Vorgänger, verlor seine erste Wien-Wahl 1996 krachend: Die SPÖ stürzte um 8,7 Prozentpunkte ab und verlor zum ersten Mal seit Jahrzehnten ihre absolute Mandatsmehrheit. Doch dann kam Schwarz-Blau unter Wolfgang Schüssel – und 2001 das große Comeback: 7,8 Prozentpunkte plus, absolute Mehrheit zurück, FPÖ geschwächt.

Der Kampf gegen „Faschismus“ und „Rechtsextremismus“ war schon damals das rote Erfolgsrezept – je lauter der blaue Gegner, desto größer die SPÖ-Mobilisierung.
Doch heute wirkt das alt – vor allem, wenn der blaue Kanzler fehlt. Und so bleibt Ludwig nur noch der Versuch, das Gespenst trotzdem zu beschwören. Auch ohne Kickl an der Macht. Auch ohne echten Aufreger.

Seitenhiebe und Solidarität – Ludwig feuert aus allen Rohren
In seiner Rede streute Ludwig weitere Wahlkampfthemen ein: Er lobte Wiens „solidarisches Gesundheitssystem“, kündigte 3,3 Milliarden Euro für den Spitalsausbau an, versprach einen Mietpreis-Stopp – und teilte gegen die Neos aus. Die würden zwar behaupten, schon immer über Bildung gesprochen zu haben, „aber die gibt’s ja erst seit acht Jahren“. Die SPÖ hingegen, so Ludwig, „kümmert sich seit 150 Jahren darum“.
Zum Abschluss bat er um Vertrauen: „Gebt mir bitte die Möglichkeit, auch in Zukunft wieder Bürgermeister zu sein.“
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