
Reisner rechnet mit Europas Ukraine-Politik ab: „Wird immer unmoralischer“
Europäische Spitzenpolitiker beschwören ihre Solidarität mit der Ukraine – doch in Wahrheit verlängern sie nur das Sterben. Mit dieser düsteren Analyse lässt Oberst Markus Reisner aufhorchen. Er fordert: Entweder echte Hilfe – oder das ehrliche Eingeständnis, dass man den Krieg beenden will. Andernfalls droht der Ukraine eine Katastrophe.

Markus Reisner, Oberst im österreichischen Bundesheer, promovierter Historiker und Jurist, zählt heute zu den gefragtesten Militärexperten im deutschsprachigen Raum. In einem aufsehenerregenden Interview mit dem luxemburgischen Tageblatt kritisiert er Europas Ukraine-Politik scharf.
Seine Analyse ist unmissverständlich: „Was wir jetzt tun, wird aus meiner Sicht immer unmoralischer“, warnt Reisner. „Wenn die Ukraine nur das bekommt, was es ihr ermöglicht, zu kämpfen, aber nicht zu gewinnen, wird dieser Krieg von Monat zu Monat in die Länge gezogen – mit keinen Ergebnissen als solchen.“ Die Folge: „Wenn das so weitergeht, hat die Ukraine im nächsten Jahr mehrere Zehntausend Menschen mehr verloren. Irgendwann geht dem Land das Personal aus.“

All-in oder Ausstieg – ein Dazwischen gibt es nicht
Für Reisner steht fest: Der Westen muss sich entscheiden. Es gebe nur zwei ehrliche Optionen: „Entweder man geht in diesem Krieg All-in und liefert den Ukrainern das, was sie brauchen – oder man gesteht sich ein, dass man dazu nicht bereit ist. Und wenn das so ist, muss man es den Ukrainern sagen und diesen Krieg beenden.“
Zwischenlösungen, halbherzige Maßnahmen und symbolische Gesten verlängerten nur sinnlos das Sterben. Die militärische Realität sei unerbittlich – und Europas Zögern mache den Westen zunehmend unglaubwürdig.

Reisner unterstreicht: „Die Ukraine ist dabei, diesen Krieg zu verlieren. Wenn sich die Variablen in dieser Gleichung nicht zugunsten der Ukraine ändern, wird die Ukraine zu einem Diktatfrieden, wenn nicht zu einer Kapitulation gezwungen sein.“
Schein-Solidarität und Realität
Reisners Worte stellen das hohle Pathos der EU-Politik bloß. Zahlreiche Spitzenpolitiker – auch Kanzler Christian Stocker (ÖVP) und besonders Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (NEOS) – lehnen einen Diktatfrieden offiziell ab. Faktisch aber steuert man genau darauf zu. Mit Einigkeit auf Pressefotos oder Solidaritäts-Gesten ist kein Krieg zu gewinnen – und am Ende übernimmt niemand Verantwortung.

Der jetzige Kurs ist laut Reisner der gefährlichste von allen. Wer Kiew nur symbolisch unterstützt, aber faktisch im Stich lässt, verschärft das Leid – und gefährdet die eigene Sicherheit. Der Westen müsse sich entscheiden: echte Hilfe oder ehrlicher Rückzug. Alles andere sei wirkungslos – und, so Reisner, „unmoralisch“.
Auch global sendet dieser Kurs fatale Signale und könnte Europa gegenüber dem Globalen Süden noch massiv schwächen.
Putins neue Koalition
Denn Russland kämpft längst nicht mehr allein. „Putin kann diesen Krieg nicht allein führen und gewinnen“, erklärt Reisner. „China liefert wichtige Bauteile für Drohnen, Iran und Nordkorea ganze Waffensysteme und Munition. Nordkoreanische Soldaten unterstützen russische Truppen – und sind somit völkerrechtlich Kriegspartei.“

Auch Indien trägt seinen Teil bei, indem es große Mengen Rohstoffe abnimmt – und damit Putins Kriegskasse füllt. Reisners Befund: Der Globale Süden formiert sich – strategisch, wirtschaftlich und zunehmend auch militärisch – gegen den Westen.
Amerika wankt, Europa zaudert
Brisant wird es, wenn sich die USA abwenden. Sollte Washington seine militärische Hilfe und Aufklärung beenden, sei Europa weder willens noch fähig, das zu kompensieren. Reisner mahnt: „Steht die Ukraine allein da, kann sich das Kriegsbild rasch verändern. Europa macht nicht den Eindruck, das kompensieren zu wollen – oder zu können.“

Der Westen wirke schwach, zögerlich, dekadent. So verliere er auch das globale Vertrauen – und seine Führungsrolle.
Zerbröselt die NATO?
Ein direkter Großkrieg zwischen Russland und Europa sei unwahrscheinlich, sagt Reisner. Doch sollte die Ukraine militärisch zusammenbrechen, warnt er: „Es ist realistisch, dass Russland dann im Baltikum weitermacht.“

Moskau könnte gezielt die NATO-Beistandsklausel testen – mit dramatischen Folgen: „Wenn die NATO dann nicht eingreift, ist sie tot – und Europa ohne Sicherheitsarchitektur.“
Schon jetzt zeige sich die Erosion europäischer Geschlossenheit auf europäischer Seite, während der Gegner längst geeint ist.
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